Jugendliche trieben Mutter in den Selbstmord
29. Sep 09:44
Sie hielt die Schikane nicht mehr aus: Eine alleinerziehende Mutter wollte lieber sterben, als sich weiter beschimpfen zu lassen. Ihre behinderte Tochter tötete sie in ihrer Not gleich mit. «Es ist eine Tragödie», so der britische Innenminister nach der offiziellen Untersuchung.
Drangsalierende Jugendliche und ignorante Behörden haben eine alleinerziehende Mutter zweier entwicklungsbehinderter Kinder in Großbritannien in den Tod getrieben.
Dies ist das Ergebnis einer offiziellen gerichtlichen Untersuchung zum Tod der Frau, die bei ihrem Selbstmord im Oktober 2007 auch ihre behinderte Tochter tötete. Die Unabhängige Polizei-Untersuchungskommission (IPCC) kündigte umgehend weitere Ermittlungen an. Das «asoziale Verhalten in der Nachbarschaft» habe zu einem «wahrlich entsetzlichen und tragischen» Ende geführt, sagte Amerdeep Somal von der IPCC aber schon jetzt in einem Statement.
Eine Gruppe Jugendlicher habe die Familie mehr als zehn Jahre lang terrorisiert, befanden die Geschworenen in Loughborough am Montag. Sie hätten gegen das Haus uriniert, es mit Steinen und Eiern beworfen, den Garten verwüstet und die Kinder schikaniert. Trotz vielfacher Anrufe bei der Polizei und verzweifelter Briefe an den örtlichen Parlamentsabgeordneten hätten die Behörden nicht eingegriffen. Wie die Jury am Montag urteilte, tauschten Polizei und die Stadtverwaltung - wo die Frau das Mobbing gemeldet hatte - jedoch keine Informationen aus. So reagierte niemand auf die Anrufe der verzweifelten Frau.
Die damals 28-Jährige brachte sich und ihre schwer geistig behinderte 18-jährige Tochter schließlich um, indem sie ihren Wagen in Brand steckte. Nun, nach der offiziellen Untersuchung, ist die Bestürzung groß: Die Polizei von Leicestershire entschuldigte sich bei der Familie. Premierminister Gordon Brown will noch am heutigen Dienstag Maßnahmen gegen asoziales Verhalten ankündigen. Innenminister Alan Johnson erklärte, die Behörden hätten «daraus ihre Lehren zu ziehen». «Es ist eine Tragödie.»
Keine Besserung in Sicht
Nachbarn erzählten der britischen «Sun», dass die Situation seit dem Tod der beiden Frauen noch schlimmer geworden sei. Die Jugendlichen würden jetzt auch den Rest der Nachbarschaft drangsalieren, wüste Beschimpfungen ausstoßen und Autos beschädigen. Die Polizei würde nach wie vor nicht eingreifen.
Die Familie des Jugendlichen der als Rädelsführer gilt, bezeichnet den Jungen als unschuldig. Die Frau habe sich aufgrund ihrer mentalen Probleme umgebracht. Die Mutter sagte, sie sei sehr stolz auf ihren Sohn, der jeden Tag zwei Stunden bei einem Fleischer arbeite. Schließlich könne er weder lesen noch schreiben. (nz/dpa/AP)